
Man bereitet sich auf eine Prüfung vor und so wirklich trainiert hat man sein Pferd eigentlich noch gar nicht...
Der "große" Tag rückt näher und man will sich natürlich nicht blamieren - und wenn man sich schon die Mühe macht in der früh aufzustehen, während alle anderen Nicht - Reiter ausschlafen, um alles auf Hochglanz zu polieren dann soll es sich ja auch lohnen!
Ohne Übung wird man aber nicht zum Meister und ausgerechnet kurz vor dem großem Auftritt geht plötzlich nichts mehr - das Pferd ist gelangweilt, weil es zum 20. Mal die Dressuraufgabe durchlaufen muss und mittlerweile jede Lektion auch im Schlaf beherrscht, aber der Reiter will Perfektion - gut ist noch nicht gut genug, man muss ja immer besser sein als die Konkurrenz.
Schlechte Tage so kurz vor dem Turnier? Die darf es nicht geben! Jetzt muss das Pferd "funktionieren" - danach kann es mal wieder ein bisschen rum dümpeln und halbe Sachen machen, aber bitte nicht jetzt!

Damit beginnt oft der Teufelskreis:
Irgendwann wird auch der Reiter ungeduldig - vielleicht sogar sauer, man beginnt die Diskussion mit seinem Pferd, es kann ja schließlich - wenn es denn will!
Aber jetzt, ausgerechnet jetzt will der "Esel" nicht und schaltet auf stur....
Wenn man dann nicht aufpasst, hat man auch ganz schnell mal das Pferd sauer gemacht und dann tut es gar nichts mehr, außer auf unseren Druck mit einem Gegendruck zu reagieren!
Manchmal ist es nicht so leicht, die Grenze zwischen dem Gesundem und dem falschen Ehrgeiz sofort zu erkennen, aber spätestens wenn das Pferd mit immer weniger Elan bei der Sache ist, sollten wir nicht strafen, sondern positiv bestärken und auch mal "5 gerade sein lassen".
Warum sollte das Pferd sich auch weiterhin die Mühe machen zu gefallen, wenn wir dann immer noch mehr fordern?
Auch ein Pferd darf mal einen schlechten Tag haben und unmotviert sein - was kurz vor dem Turnier nicht sitzt wird man auch in 5 Tagen nicht mehr rein kriegen. Weniger an die Konkurrenz denken und mehr für sich als Team arbeiten ist der Weg zum Erfolg. Auch eine nicht gelungene Prüfung darf man mit einem Lächeln und einem Lob für seinen Partner verlassen, wenn man als Team an diesem Tag alles gegeben hat!
Man kann nicht immer die Konkurrenz besiegen, aber man nimmt jedes Mal eine ganz wichtige Erfahrung mit nach Hause - nämlich die, dass der Partner Pferd auch unsere Anspannung wahrnimmt und ebenso aufgeregt wie wir selbst das Viereck betritt, aber trotzdem das Beste aus der Situation heraus holt!
Copyright der Fotos:
https://www.facebook.com/pages/Michelles-Photography-colourful-world/1456495671235515?fref=ts