Samstag, 27. Juni 2015

Das Stangengebiss und seine Wirkung

Es ist zwar schon länger her, aber ich wollte nochmal die Frage bezüglich dem Gebiss beantworten.

Landra wird zu Hause mit Stange geritten- da werden jetzt einige erst mal erschrocken sein, weil sich der Glaube verbreitet, dass diese wahnsinnig scharf sind. Das stimmt so nicht ganz. Man muss unterscheiden zwischen Stange ohne Hebel und Zungenfreiheit, stange mit Zungenfreiheit und Stange mit Anzügen.
Ich nutze eine Edelstahlstange OHNE Zungenfreiheit, Anzüge und dementsprechend auch ohne Kinnkette/Kinnriemen (früher als Remonten Gebiss bekannt).
Die Wirkweise erklärt sich recht einfach: Sie wirkt auf Zunge, Gaumen, Maulwinkel, und die Laden - also verteilt sich der Druck.
Es hat keine seitliche Einwirkung.

Zum Vergleich das häufigst gewählten Gebiss die einfach- und Doppeltgebrochene Wassertrensen:

Doppeltgebrochene Trensen bieten der Zunge weniger Freiheit als einfach gebrochne. Die vermeintlich milde doppeltgebrochene Trense ist nicht wie oft vermutet die weicheste Lösung für jedes Pferdemaul. Bei einer schmalen Zunge und einem schmalen Kiefer drückt es recht stark auf die Laden und "quetscht" die Zunge, das es aufgrund des schmalen Kiefers schneller "hebelt". Im vergleich zum einfach gebrochenem liegt es unruhiger im maul, wobei der Nussknacker Effekt beim Einfachgebrochenem mittlerweile überholt ist, es sei denn man zieht das Gebiss nach unten.

Zurück zur Stange:
Die meisten Stangengebisse heute haben Anzüge, dadurch kann die Trense auch Druck auf das Genick ausüben.
Wie genau der Hebel einwirkt hängt von der Länge der Anzüge ab. Die Wirkweise ist da prinzipiell aber immer die selbe. Durch Zug am zügel dreht sich das Gebiss im Maul und übt so Druck auf die Zunge aus, außerdem überträgt sich der Zug durch die Trense auf das Genick. Das soll die Pferde dazu animieren im Genick schneller nachzugeben. Ein langer Anzug wirkt zwar nicht so direkt, jedoch bewirkt er einen starken zug auf Zunge und Genick. Kurze Anzüge etwas geringer, dafür aber schneller und direkter.
Viele Stangengebisse haben eine Zungenfreiheit (aufwölbung in der Mitte) die der Zunge etwas mehr Spielraum geben soll. Die Zungenfreiheit bewirkt, dass das einfache stangengebiss näher an den Laden ist und direkter einwirkt.
Bei einer Trense mit Anzügen hat die Zungenfreiheit noch einen weiteren Sinn: Durch das das leichte Drehen der Stange drückt die Rundung der Zungenfreiheit auf den Gaumen des Pferdes.

Die Kinnkette ist ein weiterer Bestandteil vieler Stangengebisse, sie lenkt die Wirkung des Zugs zusätzlich auf das Kinn des Pferdes um und verhindert das drehen des Gebisses ein wenig. Dadurch soll sie richtig verschnallt die Wirkung des Gebisses etwas weicher machen.
Ist sie zu lang hat sie keinerlei Wirkung, eine zu kurze Kinnkette hingegen wirkt mit mehr Druck auf die Zunge und kann sogar zu verletzungen führen.

Da die Stange wie ich sie nutze leider nicht nach LPO zugelassen ist, nutze ich auf dem Turnier das Rotary Bit was von der Wirkweise sehr ähnlich ist, das es gebrochen ist aber nach LPO 2013 zulässig.

Ich hoffe das war jetzt einigermaßen verständlich erklärt. Die Stange nutze ich, weil ich über Olivenkopf einfach- und doppeltgebrochen, Wassertrense einfach- und Doppeltgebrochen bis hin zum Apple Mouth alles ausprobiert habe und Landra mit der Stange einfach am zufriendsten ist. Begonnen habe ich mit der Sprenger Gummistange, die ich mit 18mm für ihr recht schmales Maul aber zu dick fand.

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